Die Nutzung von Daten im Bereich Smart City erfordert eine Data Governance, die die kommunale Verwaltung bei der datengetriebenen Daseinsvorsorge unterstützt. In der Praxis treten dabei häufig drei spezifische Data Governance-Probleme auf, die wir im Folgenden beschreiben. Dieses Modul soll dich dabei unterstützen, Data Governance-Probleme frühzeitig zu erkennen und geeignete Konzepte für ihre Lösung zu erarbeiten.
Was meinen wir mit Data Governance?
Data Governance zielt darauf ab, Interessenkonflikte an der Erhebung und Verarbeitung von Daten aufzulösen und dadurch die Wertschöpfung von Daten zu maximieren und die entsprechenden Risiken und Kosten zu minimieren (vgl. von Grafenstein, 2022; Ladley, 2019; Otto, 2011; Wang, 1998). Dafür legt Data Governance eine Reihe von Entscheidungsregeln, -kriterien und -indikatoren, Prozessen, Rollen, Verantwortlichkeiten sowie Richtlinien und Standards fest.
Was meinen wir mit Interessenkonflikten?
Verschiedene Akteure – darunter kommunale Verwaltungen, Unternehmen und die Bürgerschaft – haben unterschiedliche Interessen an Daten. Das bedeutet, dass sich die Einschätzungen darüber unterscheiden, welche Risiken und welchen Nutzen die Datenverarbeitung für die jeweiligen Akteure mit sich bringt.
Für viele Datenhalter gilt: Sie sind nur dann bereit, ihre Daten zu teilen, wenn der erwartete Nutzen die wahrgenommenen Risiken entscheidend überwiegen. Dabei entsteht jedoch ein Dilemma. Denn viele Risiken, wie etwa Datenschutzrisiken oder wirtschaftliche Risiken, sind im Augenblick, in dem Daten geteilt oder genutzt werden sollen, sehr konkret oder verwirklichen sich sogar. Der konkrete Mehrwert stellt sich oft aber erst später heraus, also zum Beispiel nachdem die Daten geteilt werden. Nur dann kann man üblicherweise den erwartbaren Nutzen beziffern, beispielsweise in Form eines konkreten Gegenwerts oder einer besseren Planung.
Wesentliche Fragen, die die Erarbeitung eines Data Governance-Konzepts zur Auflösung von Interessenkonflikten leiten können, lauten:
- Wer darf auf welche Daten für welche Zwecke unter welchen Bedingungen zugreifen?
- Mit welchen Technologien werden die Daten wo und wie erhoben, gespeichert und verarbeitet?
- In welchen organisatorischen Strukturen bzw. mit welchen Verfahren werden diese und weitere Parameter für die Verarbeitung der Daten festgelegt? (vgl. von Grafenstein, 2022)
Data Governance Data Governance bezeichnet den Rahmen zur Verwaltung, Kontrolle und Qualitätssicherung von Daten innerhalb und zwischen Organisationen. Sie umfasst Richtlinien, Prozesse und Verantwortlichkeiten, um die Verfügbarkeit, Integrität, Sicherheit und gesetzeskonforme Nutzung von Daten sicherzustellen. Ziel ist es, Daten als wertvolle Ressource effizient, transparent und gemeinwohlorientiert einzusetzen. → weiterlesen
Wie können Interessenkonflikte aufgelöst werden?
Die Bearbeitung dieser Fragen setzt eine Koordinierung aller beteiligten Akteure auf der rechtlichen, organisatorischen und technischen Ebene voraus. Dies ist eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe, da sie nicht nur die verschiedenen Ziele, Methoden, Prozesse und Strukturen der beteiligten Akteure berücksichtigen muss, sondern auch deren unterschiedliche Denkweisen und Fachterminologien.
Dennoch gilt: Keine dieser drei Ebenen kann isoliert betrachtet werden. Für eine erfolgreiche Data Governance ist das flexible Zusammenspiel dieser drei Ebenen entscheidend, damit Daten als Entscheidungsgrundlage nicht nur rein technisch und organisatorisch verwendet werden können, sondern auch in Anbetracht der rechtlichen Anforderungen verwendet werden dürfen.
Für eine erfolgreiche Data Governance ist das Zusammenspiel der normativen, organisatorischen und technischen Ebene entscheidend.
Welche Probleme treten bei Data Governance auf?
Hinsichtlich der Erhebung und Nutzung von Daten unterscheiden wir drei grundlegende Problemfelder, die bei datengetriebenen Vorhaben typischerweise zu Interessenkonflikten zwischen den Akteuren führen können. Häufig treten diese in der Praxis in folgender Reihenfolge auf:
Data Governance-Probleme können grundsätzlich in jeder Prozessphase einer Maßnahme auftreten.
Wann treten üblicherweise welche Data Governance-Probleme auf?
Data Governance-Probleme können grundsätzlich in jeder Prozessphase einer Maßnahme auftreten. Dennoch treten manche Probleme überwiegend in bestimmten Phasen auf.