Durch die Digitalisierung entstehen immer mehr Daten. Öffentliche Verwaltungen können diese Daten nutzen, um Projekte zu planen, digitale Bürgerdienste zu entwickeln oder die Infrastruktur effektiver zu steuern. Die automatisierte Datenverarbeitung kann einen wichtigen Beitrag leisten, schnellere und fundiertere Entscheidungen zu treffen, und dadurch dem Gemeinwohl zugutekommen. Kommunale Vorhaben mit solchen Ansätzen fallen häufig unter den Begriff: Smart City. Auf dieser Seite führen wir ein, welche Chancen sich für kommunale Vorhaben durch die Erhebung und Verarbeitung von Daten ergeben und welche Rolle der Verwaltung dabei zukommt.
INHALT
Wie verändert sich die Verwaltung in der Smart City?
Die öffentliche Verwaltung spielt eine zentrale Rolle in unserer Gesellschaft. Ihre Kernaufgabe besteht darin, das Gemeinwohl zu sichern. Das ist oft mit großen Herausforderungen verbunden, denn eine Verwaltung muss im Rahmen ihrer rechtlichen Spielräume stets einen Ausgleich zwischen den Interessen einzelner Interessengruppen und dem Wohl der Allgemeinheit finden (vgl. Auer et al., 2024).
Mit der fortschreitenden Digitalisierung wachsen die in Kommunen generierten Datenmengen kontinuierlich. Diese Daten bieten das Potenzial, kommunale Prozesse effizienter zu gestalten, Planungen zu verbessern und fundierte Entscheidungen zu treffen. Sie ermöglichen es, lokale Zusammenhänge in ihrer Gesamtheit zu erfassen und Maßnahmen gezielt an die spezifischen Bedingungen vor Ort anzupassen. Zudem kann eine belastbare, digitale Informationsgrundlage zur rechtlichen Gültigkeit kommunaler Planungen beitragen.
Mit Daten können lokale Zusammenhänge besser erfasst und Entscheidungen gezielt an die spezifischen Bedingungen vor Ort angepasst werden.
Das Konzept der Smart City, das die Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien in die Stadtentwicklung umfasst, bietet der Verwaltung sowohl in der Effizienzsteigerung als auch in der Legitimierung ihres Handelns deutliche Vorteile. Allerdings darf der Einsatz von Daten kein Selbstzweck sein – er muss stets dem Gemeinwohl dienen. Zudem bleibt der Begriff Smart City unscharf, da nicht eindeutig definiert ist, ab wann eine Stadt "smart" ist und wem diese Smartness tatsächlich nützt (vgl. Hollands, 2008).
Eine zentrale Herausforderung dabei ist die Scheinobjektivität von Daten. Datenanalysen sind nie vollständig neutral – sie werden durch politische, gesellschaftliche oder methodische Rahmenbedingungen beeinflusst und bieten lediglich eine von vielen möglichen Sichtweisen auf komplexe Themen (Thapa 2023, S. 215, 285). Daher müssen sie kritisch hinterfragt und durch weiterführende Analysen ergänzt werden.
Um diese subjektiven Einflüsse auszugleichen, sind zwei Maßnahmen besonders wichtig: Erstens ein offener Zugang zu öffentlich finanzierten Daten, und zweitens Transparenz bei den verwendeten Analysemethoden, um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten (Mohabbat et al. 2018).
Darüber hinaus kann die aktive Einbindung von Bürger:innen und privaten Akteur:innen dazu beitragen, unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen und einseitige Interpretationen zu vermeiden (Auer et al. 2023). Dies stärkt nicht nur die demokratische Legitimität datenbasierter Entscheidungen, sondern macht sie auch verständlicher und robuster gegenüber Kritik (vgl. Thapa 2023).
Dieser Leitfaden folgt der BBSR-Definition von Smart City wonach „das Instrumentarium der nachhaltigen und integrierten Stadtentwicklung um technische Komponenten erweitert [wird], sodass die Gesellschaft, der Mensch und seine Lebensgrundlagen auch zukünftig im Mittelpunkt stehen” (BBSR 2021 S.10).
Verwaltungen halten bereits jetzt einen riesigen Datenschatz. Diese Daten werden, teilweise bereits seit Jahrzehnten, in verschiedenen Bereichen eingesetzt. Daten werden prinzipiell für die folgenden zwei Zwecke erfasst und verarbeitet:
Verwaltungen halten bereits heute einen großen Schatz verschiedenster historischer Daten und Echtzeitdaten.
Welche Rolle nimmt die Verwaltung in der Smart City ein?
Die Akteurslandschaft einer Smart City ist komplex und umfasst öffentliche Institutionen, privatwirtschaftliche Unternehmen, zivilgesellschaftliche Verbände und Einwohner:innen. Unternehmen agieren als Zulieferer, Partner in Public-Private-Partnerships und Kunden der Verwaltung, während Einwohner:innen sowohl Empfänger von Verwaltungsleistungen als auch politische Souveräne mit demokratischer Gestaltungs- und Entscheidungsmacht sind. Ergänzt wird dieses Netzwerk durch politische Entscheidungsträger:innen, Parteien und Verbände, die Einfluss auf die Gestaltung und Umsetzung städtischer Maßnahmen nehmen.
Eine erfolgreiche Smart City-Entwicklung setzt voraus, dass die Verwaltung die verschiedenen Akteure gezielt in Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse einbindet und ihre Bedürfnisse versteht. Somit übt sie eine zentrale Orchestrierungsfunktion, die sowohl für die Formulierung von städtischen Entwicklungszielen (vgl. Walser & Haller, 2016) als auch für die Sicherung einer rechtsmäßigen Datennutzung notwendig ist (vgl. Thapa 2023).
Entscheidend ist, die richtigen Akteure zur richtigen Zeit in den Prozess einzubinden. Dafür muss die Verwaltung sowohl die fachlichen Anforderungen als auch die datengetriebenen Lösungen kennen, die zur Zielerreichung notwendig sind. Gleichzeitig sind alle Beteiligten auf die Einhaltung regulatorischer Vorgaben zu verpflichten.
Um den Kompetenzbedarf ermitteln und die daraus abzuleitenden Aufgaben präzise zu bestimmen und effektiv steuern zu können, muss die Verwaltung zunächst selbst in der Lage sein, ihre eigenen Prozesse abzubilden.
Eine nachhaltige Smart City-Entwicklung setzt voraus, dass kommunale Verwaltungen die verschiedenen Akteure in die Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse einbezieht und ihre Interessen versteht.
Welche Hürden stehen einer Datennutzung im Wege?
Vor dem Hintergrund stetig wachsender Datenmengen und des zunehmenden Personalmangels stehen öffentliche Verwaltungen vor der Herausforderung, die in den Daten enthaltenen Informationen effizient zu extrahieren und zu nutzen. Schon heute zeichnet sich ab, dass der Fachkräftemangel die Fähigkeit der Verwaltungen, datengetriebene Prozesse umzusetzen, erheblich einschränken wird (Krause, 2023, S. 21).
Zudem müssen normative Anforderungen, wie die Einbindung erforderlicher Expertise, organisatorisch gelöst werden. Um die Zusammenarbeit verschiedener Akteure zu erleichtern, ist eine klare Kommunikation und Koordination des Vorhabens entscheidend. Dies kann durch die Visualisierung oder Verschriftlichung von Prozessabläufen sowie die Definition von Arbeitsschritten und Abhängigkeiten erreicht werden (Loebel & Schuppan, 2023, S. 262). Solche Maßnahmen stärken nicht nur das Verständnis innerhalb der Verwaltung, sondern fördern auch die Identifikation von Mitstreitenden, die das Vorhaben unterstützen können.
Zudem muss die Verwaltung sicherstellen, dass datengetriebene Vorhaben in einem sinnvollen Verhältnis zum erwarteten Nutzen stehen, sowohl hinsichtlich personeller Ressourcen als auch wirtschaftlicher Abwägungen (vgl. Bundesministerium des Innern und für Heimat, 2015). Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sind gezielte Maßnahmen zur Förderung von Datenkompetenz sowie zur Überwindung bestehender Datensilos erforderlich.
Kommunale Verwaltungen stehen mit Blick auf datengetriebene Prozesse bereits jetzt vor erheblichen technischen, organisatorischen und rechtlichen Herausforderungen.